22. Feber 2016

Sie wollte unbedingt kämpfen – Der sechste Sinn der Bernadette Graf

Es war ein Samstag, an dem Bernadette Graf ihre Rückkehr zur IJF-Tour feierte. Es wurde ein Tag an dem Jeder über sie redete. Die Innsbruckerin überraschte alle mit ihrer Goldmedaille. Sogar ihren Trainer, Marko Spittka.

„Diese Leistung ist für mich nicht erklärbar „, sagt der Nationaltrainer im interview mit dem Österreichischen Judoverband. „In Paris war sie sichtlich noch nicht in Form für einen Grand Prix. Sie sollte nicht starten – hab ich gemeint. Doch sie wollte unbedingt kämpfen und so hab ich eingewilligt. Ich schenkte ihr das Vertrauen nachdem sie unbedingt kämpfen wollte. So haben wir uns gemeinsam im Trainerteam entschieden, sie kämpfen zu lassen und im Nachhinein war das eine goldene Entscheidung.“

Am Samstag Morgen wusste das allerdings noch niemand. Der Kampf gegen die Puerto Ricanerin Maria Perez war ein ganz besonderer, ein Wegweisender. Letztes Mal, bei der WM 2013 hat Bernadette gegen sie klar verloren. Sie hatte die Gegnerin die ganze Zeit im Griff, 3 Shidos gegen Perez sind selbstredend, und ein genialer Ura Nage (Konterwurf nach hinten) beendete den Fight 45 Sekunden vor Schluss.

Die Mongolin Tsend Ayush im zweiten Kampf, auch eine alte Bekannte von Graf. Im Finale der Junioren-WM war sie die Gegnerin. Nach zwei Minuten kontert sie erneut mit Ura-nage und beendet das Aufeinandertreffen vorzeitig.

Im Viertelfinale gegen die Britin Sally Conway (WRL Nr.5) liefern sich beide eine sehr taktische Partie, aber wieder sitzt der Ura-nage, und damit steht dem Halbfinale nichts mehr im Weg.

Dort wartet die Kolumbianerin Yuri Alvear – ihres Zeichens dreifache Weltmeisterin (2009, 2013 und 2014), Bronzemedaillengewinnerin der Spiele in London und der letzten Weltmeisterschaften. Gegen sie verlor Berni um die Bronzemedaille bei der WM 2015. Damals geriet Berni gleich zum Anfang mit einem Waza-ari in Rückstand und auch 3 Strafen halfen ihr nichts. Jetzt aber staunt die Kolumbianerin über die Stärke der Österreicherin, als sie blitzschnell nach 42 Sekunden abgewürgt wurde. Anerkennend gratuliert sie Bernadette nach der Siegerverkündung.

Im Finale traf sie auf die Japanerin Arai. Die Taktik stand fest: Wenn die Gegnerin links oben rübergreift, direkt zum Körper gehen, die folgenden Haupttechniken der Japanerin (Uchimata oder Ochigari) mit Ura Nage kontern. Und die Taktik geht genau auf. Sie nutzte Ihre Chance zu 100%! Wieder Ura Nage! Und die Judowelt stellte fest: Venit vidit vicit, sie kam sah und siegte. Bernadette Graf aus Tirol ist an die Spitze der -70 kg-Damenwelt zurückgekehrt.

Körperlich war sie bärenstark, was vor allem an der langen Rehaphase (5 Monate) und dem Krafttrainer Carson Patterson sowie der Physiotherapie Huber zu verdanken ist. Auch der Heimtrainer des LZ Martin Scherwitzl leistete klasse Arbeit!

„Auch die anderen Österreicherinnen kämpften mit hohem Einsatz, Hilde Drexler machte nach zwei Vorrundensiegen gegen Herrmann aus Deutschland und Akiyama aus den USA, gegen die Weltmeisterin aus Slowenien Tristenjak einen großartigen Kampf und verlor nur knapp mit 2 Strafen im Viertelfinale.

Auch Magdalena Krssakova lieferte tolle Leistungen. Sie gewann 2 Vorrundenkämpfe (Garcia aus Ecuador und Katipoglu aus der Türkei) und wurde erst im Viertelfinale von der Britin Schlesinger gestoppt. In der Hoffnungsrunde gegen die Schwedin Bernholm fehlte ihr einfach noch die Erfahrung.

Beide kamen unter die TOP 7 des Turniers.

Einzig Sabrina Filzmoser konnte dieses Mal keinen Sieg verbuchen. „Sie unterschätzte ein wenig die Situation beim Übergang vom Stand- in den Bodenkampf ihrer Gegnerin aus Deutschland. “

„Alles in Allem sind wir auf einem guten Weg“, resümierte Marko Spittka. Die Auswertung hat schon stattgefunden und jetzt heisst es hart arbeiten für die letzten Nominierungsturniere zu den Olympischen Spielen!


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