24. August 2011

„Schmankerln“ rund um die WM

Sechs Gewichtsklassen wurden an den beiden ersten Tagen der WM in Paris schon ausgetragen, also praktisch Halbzeit. Fünf der sechs Goldenen gingen an Japan. Das Mutterland des Judo ist drauf und dran, den Rekord aus dem Vorjahr, wo es bei der Heim-WM 10 von 14 möglichen WM-Titel gab, noch zu toppen. Lediglich der Usbeke Rishod Sobirov in der 60-Kilo-Klasse, konnte mit einem Finalsieg über Hiroaki Hiraoka den totalen Triumph der Japaner verhindern. Lesen Sie, was sich in Paris sonst noch so alles tat.

Sosehr die Japaner überzeugten, sosehr enttäuschten andere Großnationen des Judo bisher. Nur eine mickrige Bronzemedaille bisher für Gastgeber Frankreich, wie auch für Südkorea und die Russen. Großbritannien und Deutschland sind sogar noch ohne Medaille, obwohl Miryam Roper in der Klasse bis 57 Kilo eine tolle Leistung bot und als Fünfte die erste Medaille unserer Nachbarn nur knapp verfehlte. Nicht besser als dem ÖJV-Team erging es übrigens bisher Georgien. Die bisher sechs eingesetzten Kämpfer schieden vorzeitig aus.

Peter Seisenbacher, der ja Sportkoordinator der Georgier ist, hat 14 Männer (je 2 pro Kategorie) nach Paris geschickt – und keine einige Dame. „Damenjudo ist in diesem Land nicht existent“, so der zweifache Olympiasieger, der seit Monaten zumeist in Georgien weilt. „Ich wohne im Hotel“, erzählt er. Und die Sprache? „Ich habe einen Dolmetsch.“ Die politische Lage sei „durch die Präsenz der EUFOR (Sicherheits-Truppe der EU, Anm.) derzeit stabil“, aber es gebe einen starken Zustrom der Bevölkerung in die Städte. Seisenbacher: „Das merkt man, wenn man in die Dörfer außerhalb von Tiflis kommt. Dort stehen schon ganze Häuser leer.“

Wie immer ist auch eine große Schar von rot-weiß-roten Fans in Paris. Darunter Mühlviertel-Trainer Josef „Pepi“ Reiter, der Olympiadritte von Los Angeles 1984, natürlich die Eltern von Sabrina Filzmoser, Luise und Franz (nach dem Ausscheiden von „Sabsi“ meinten sie: „So ist eben der Sport. Abhaken und neue Ziele setzen“), die Brüder Martin und Roland Poiger, ÖJV-Altpräsident Franz Ortner, Reiseleiter Hans-Peter Zopf, und viele andere. Das Aus von Filzmoser und Ludwig Paischer sahen auch ÖJV-Präsident Dr. Hans Paul Kutschera und ÖJV-Vizepräsident Erich Pachoinig, der meinte: „Sabsi hatte eine große Chance – so eine Auslosung kommt nie wieder! Schade.“

Einer der Fans, „Oldie but Goldie“ Ernst Hofer, reiste per Rad an. Er war nach dem Trainingslager in Berlin aufgebrochen und ist die 1200 Kilometer in die französische Metropole geradelt. Nach der Ankunft ärgerte er sich: „Ich hab mich einmal verfahren, das hat mich zwei Stunden gekostet.“ Zwei Reifenpannen und ein schweres Unwetter, in das der Mühlviertler geriet, waren zusätztliche Hindernisse. Aber „Hofi“ kam noch rechtzeitig zur WM in Paris an.

Die IJF feierte in Paris ihr 60-jähriges Bestandsjubiläum mit einer großen Gala im Rathaus. Dort wurden auch verdiente Sportler und Funktionäre geehrt. Zwar kein Österreicher, aber ein uns nahestehender Mann: George Kerr, Schotte aus Edinburgh, wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der Europameister 1957, der später einer der weltbesten Kampfrichter wurde, war Seisenbachers Coach bei den Olympiasiegen 1984 und 1988. Im Jahr 2001 wurde er zum Präsidenten des britischen Judoverbandes gewählt. Er feierte übrigens am Mittwoch in Paris seinen 74. Geburtstag. Wir wünschen George, der in Österreich viele Freunde hat, alles Gute zum Geburtstag und für die nächsten Jahre vor allem Gesundheit!

Wohl nicht zuletzt wegen der rumänischen Herkunft von IJF-Präsident Marius Vizer nahmen zwei prominente ehemalige Sport-Größen, beide aus Rumänien, WM-Siegerehrungen vor: die ehemalige Turnerin Nadja Comaneci und der Ex-Tennis-Profi Ilie Nastase. Etwas enttäuschend war an den beiden ersten Tagen im Palais Omnisport de Bercy der Besuch: es blieben doch einige rote Reihen des gigantischen Stadions, das 17.000 Zuschauer fasst, frei. Das mag damit zusammen hängen, dass auch Franzosen arbeiten gehen müssen. Anders wird es am Samstag sein, wenn Teddy Riner auf die Matte steigt. Der erst 22 Jahre alte, aus Guadeloupe stammende Franzose, der die letzten drei WM-Titel im Schwergewicht geholt hatte (2007, 2009 und 2010), ist der absolute Liebling der französischen Judofans. Da wird vielleicht auch – bitte nicht lachen – der ferngesteuerte Bercy-Rasenmäher zuschauen. Das war an den beiden ersten Tagen das Kuriosum außerhalb der Halle. Die Aussenfassade des Sportpalastes, etwa in einem Winkel von 70 Grad, ist nämlich begrünt. Kein Mensch kann bei einer derartigen „Steigung“ per Hand den Rasen mähen. So erledigt das ein kleines, ferngesteuertes Gerät. Das wär´ doch was für Ihren Garten, oder?


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